Trekking Linthal - Andiast - Elm - Linthal
- ... in 3 Tagesetappen
- ... vom Glarner Schabziger
- ... zur Bündner Nusstorte
- ... Kistenpass (2714m)
- ... Panixerpass (2407m)
- ... Richetlipass (2261m)
|
|
|
Martin und
Marianne Zahn
Fichtenweg 10
CH-3672 Oberdiessbach
Trekkingtour vom 14.07. - 17.07.2007
|
Bekannte Rundtour
Start- und Zielort der Rundtour ist Linthal. Über den
Kistenpass wandert man auf einem geologisch bedeutenden Bergweg, der nicht nur
Einblicke in die Alpenfaltung bietet, sondern auch spektakuläre Tiefblicke auf den
Limmerensee und Ausblicke auf Selbstsanft, Bifertenstock und Tödi bietet.
Der Panixerpass hat einen berühmten historischen
Hintergrund. Das russische Heer unter General Suworow querte im Spätherbst 1799 auf
der Flucht vor napoleonischen Truppen den Pass, geriet in ein Unwetter und verlor 200
Mann. Auch heute sind die Spuren dieser dramatischen Querung noch ersichtlich.
Über den Richetlipass geht es an den Ausgangsort
zurück. Auf dem Erbser Stock geniesst man eine grossartige Rundsicht. Man befindet
sich mitten in einer fruchtbaren Hochebene, mit artenreicher Flora und Fauna.
Das Dach der Tour ist der Kistenpass mit Sicht zum Tödi
Wie gewohnt stellt sich exakt zum Zeitpunkt unseres Trekkings auch
dieses Jahr prachtvolles, stabiles Sommerwetter ein - in tiefen Lagen ist die Hitze
schier unerträglich. Auf der Hinfahrt nach Linthal über den Klausenpass fahren
wir noch ein Stück auf der Gotthard Autobahn in Richtung Erstfeld. Auf der
Gegenautobahn reiht sich Stossstange an Stossstange, flimmernde Hitze über den
stehenden Kühlerhauben, Leute die sich Mineralflaschen zureichen - «so haben
wir uns die Ferien nicht vorgestellt» mögen wohl einige Leidende denken. Wir
geniessen die imposante Fahrt über den Klausenpass und erreichen im Laufe des
Nachmittags das im gleissenden Sonnenlicht schmorende Linthal.
Hitzeaufstieg nach Baumgarten
Kartenausschnitt
Höhenprofil
Eigentlich wissen wir dies längst - starte nie eine Bergwanderung in der Hitze
des Nachmittags. Was normalerweise mühelos zu bewältigen ist wird zur Qual.
Auch für uns, am 14. Juli 2007 ist es heiss in der Schweiz, sehr heiss. Rundherum
surren Motormäher, die Glarner Bauern sind heute wohl die Einzigen die sich nicht im
Schwimmbad vergnügen können. Das Dorf macht einen ausgestorbenen Eindruck, nur
ab und zu begegnen wir einem heubeladenen Fuhrwerk. Wir schleichen den Bergweg in
Richtung Baumgarten hinauf und suchen jeden Flecken Schatten.
Aufstieg nach Baumgarten - in der Nachmittagshitze
|
Ich bin mir bewusst, dass es auch eine Seilbahn geben würde um nach
Baumgarten / Kalktrittli zu gelangen.
Doch - ein Trekking würde den Namen nicht mehr verdienen, würde man
sich solcher Annehmlichkeiten hingeben - tja ...
|
Im Linthaler Prospekt liest man: «Die Seilbahn der Kraftwerke Linth-Limmern AG,
Tierfehd-Kalktrittli, bietet Ihnen eine Erleichterung anlässlich Ihrer
Bergwanderung, zB. Richtung Muttseehütte und Kistenpass, indem Sie 1000
Höhenmeter mühelos in 10 Minuten überwinden».
Zu unserer Überraschung, treffen wir in Obort auf ein gemütliches
Restaurant mit Familienbetrieb.
Wir stellen unsere schweren Rucksäcke an die Hausmauer und geniessen bald
das kühle Coca Cola am Schatten.
|
Der Bergweg nach Baumgarten ist teilweise sehr steil und ausgesetzt.
|
Der Aufstieg fordert viel Kraft und Konzentration und dies bereits auf unserer
Startetappe. Doch einerseits durch die Höhe, die wir nun bereits überwunden
haben und anderseits durch die Abendsonne wird es zunehmend kühler. Es wird Zeit
einen Zeltplatz zu suchen. Unterhalb des «Tritt», einer phantastisch gelegenen
Sennhütte, erkundige ich mich bei der Sennenfamilie nach einem geeigneten Platz. Ich
bemerke, dass wir nicht unwillkommen sind, aber uns einen flachen Platz in der Nähe
der Hütte anzubieten, das wäre dann doch wohl zuviel verlangt.
Der Genuss eines kalten Bades in der Sommerhitze
|
Wir entschliessen uns deshalb noch bis zur Seilbahnstation
Kalktrittli hochzusteigen, Wasser soll es dort oben geben.
Wasser haben wir dann tatsächlich gefunden ... und es
gebührend «genossen».
|
Nach dem erfrischenden Bad im eiskalten Wasser des Wildroüetschi Bachs,
füllen wir alle unsere Behälter mit dem kristallklaren Wasser und steigen die
restlichen Höhenmeter zur Seilbahnstation hinauf. Uns erwartet ein flacher Platz,
ideal um das Zelt zu stellen und eine wohltuende Stille, mit Blick zum Selbsanft und
Bifertenstock, stellt sich ein.
Komfortabler Zeltplatz in Kalktrittli
Das abendliche Ambiente hier oben in unserem Adlerhorst ist
überwältigend, die Hitze des Tages hat einer angenehmen Kühle Platz
gemacht. Ab und zu beginnt das Tragseil der Kalktrittli Seilbahn zu surren und nach
einigen Minuten schwebt die Gondel in den kahlen Betonbau der Bergstation hinein. Will
man uns hier oben vertreiben? Zum Glück verlässt die Gondel, so ruhig wie sie
kommen ist, die Bergstation wieder und die Ruhe kehrt zurück. Für dieses
Trekking habe ich nur ein Notzelt mitgenommen, das sich mit zwei Wanderstöcken
aufstellen lässt.
Ausblick auf Bifertenstock bei schmackhafter Suppe
|
Die Gewichtseinsparung lohnt sich jedoch nicht, ist doch das Aufstellen durch
das Abspannen recht mühsam.
In der Nacht kommt böiger Talwind auf und die grossen Zeltflächen
flatterten laut im Wind, so dass wir immer wieder erwachen.
|
Über den Kistenpass (2714m)
Kartenausschnitt
Höhenprofil
Um zur Muttseehütte zu gelangen hat man vom Kalktrittli aus zwei
Möglichkeiten. Einerseits kann man durch den Kraftwerk Tunnel zum Limmerensee
gelangen und von dort hinauf zur Muttseehütte. Der Speichersee der Kraftwerke
Linth-Limmern AG wird durch die 1963 fertig gestellte Staumauer Limmern aufgestaut. Mit
der Erweiterung der Kraftwerkanlage ist damit zu rechnen, dass dieser Zugang zur
Muttseehütte nicht mehr verfügbar ist. Dies ist weiter auch nicht schade,
bietet doch der Wanderweg vorbei am Nüschenstock einen imposanten Tiefblick zur
Linthebene.
Imposanter Tiefblick nach Tierfed von Ringgental - steiler Bergweg, aber in durchaus
gutem Zustand
Was gestern Nachmittag ein Mühsal war geht nun trotz steilem Bergweg spielend.
Wir sind früh aufgestanden, auch weil uns das Flattern der Zeltwände immer
wieder am Schlaf gehindert hat. Trotzdem fühlen wir uns ausgeruht und konzentriert
auf dem abschüssigen Bergweg. Wir wandern in der Morgenfrische, das Tau an den
Gräsern wird wohl bald verdunsten wenn die Sonne den Hang mit ihrem gleissenden
Licht bestreicht. Beim Muttenwändli werden wir von der Sonne begrüsst und eine
Hochebene öffnet sich.
Dies sind wirklich spannende Augenblicke im Leben einer
Wandererin / eines Wanderers wenn man die letzten Meter zu einer Bergkuppe steigt
und nicht weiss was einem dahinter erwartet.
Ich geniesse solche Augenblicke - dies ist auch hier nicht
anders.
|
Im Aufstieg zur Muttseehütte
|
Nun wird auch die Muttseehütte sichtbar und mit leichtem Schritt
steigen wir den sanft abfallenden Weg hinab. Trotz dem phantastischen Bergwetter treffen
wir nur auf ein paar wenige Berggänger bei der Hütte. Freundlich werden wir
begrüsst und mit einer grossen Tasse Milchkaffee versorgt. Natürlich darf auch
der Hüttenkuchen nicht fehlen - heute natürlich zusätzlich mit einer guten
Portion Vollrahm.
Nach kurzer Rast verlassen wir die Muttseehütte
|
Wir verweilen nicht lange bei der Muttseehütte, ist doch unsere heutige Etappe
über den Kistenpass in den Kanton Graubünden noch lange.
Man steigt von der Hütte in den Talkessel hinab, bevor es dann in einem
weiten Bogen hinauf zum Kistenpass geht.
|
Die Vegetation ist nun nahezu verschwunden und hat tonnenweise Geröll Platz
gemacht. Beim Aufstieg blicken wir ein letztes Mal zurück zur Muttseehütte mit
dem Muttsee im Hintergrund. Wir geniessen die angenehme Kühle hier auf 2'600
müM, im Tal unten wird man wohl jetzt bereits wieder schwitzen. Kaum eine Wolke ist
am Himmel erkennbar, alles blau in blau.
Ein Blick zurück zum Muttsee - und dann überschreiten wir die Kantonsgrenze
Glarus - Graubünden
Den Limmeren Stausee bekamen wir trotz örtlicher Nähe bis jetzt nicht zu
Gesicht. Auf der Karte erkenne ich ihn schon lange und ich frage mich schon fast ob man
alles Wasser abgelassen hat, dass wir diesen nicht sehen können. Weit gefehlt, auf
dem Kistenpass klärt sich dann diese Frage auf imposante Weise wie man auf dem
folgenden Photo leicht erkennen kann.
Doch noch eine anderes Rätsel gilt es zu lösen. Wo steckt die auf der
Karte eingezeichnete Kistenpasshütte?
Wir blicken rings umher und können weit und breit keine Hütte
entdecken und doch muss diese hier irgendwo «versteckt» sein.
|
Marianne auf dem Kistenpass mit Tiefblick zum Limmerensee
|
Dort wo ich es zuletzt erwartet hätte, entdecke ich eine Treppe aus Stahl, direkt
hinunter in den Abgrund. Und siehe da, hier ist sie die Kistenpasshütte - oder sagen
wir doch Kistenpasshüttli ohne dies aber abwürdigend auszudrücken - im
Gegenteil - welch einen Ausblick bietet diese Unterkunft!
Gut versteckt klebt die Kistenpasshütte am Fels und bietet einen imposanten
Rundblick - Mutsee Hütte im Hintergrund
Wäre es bereits Abend - hier hätten wir wohl unser Zelt nicht aufgebaut - zu
sehr lockt eine Übernachtung in einer solch schön gelegenen Hütte. Wir
treffen auf eine Wandergruppe, die in umgekehrter Richtung von Graubünden in den
Kanton Glarus wandert - der kurzer Schwatz mit anderen Gleichgesinnten nach langer
Zweisamkeit tut uns gut.
Abstieg vom Kistenpass in Richtung Brigels (GR)
|
Der Kistenpass Übergang auf 2'714m ist der höchste Punkt unserer
Rundtour. Hier verlassen wir den Kanton Glarus und die Weiten des Kantons
Graubünden öffnen sich.
Der Abstieg ist angenehm, das es kaum steile Passagen gibt. Auf der rechten
Seite des Weges auf einer Anhöhe erkennen wir die bekannte Bifertenhütte
(2'482m).
|
Mit der Überschreitung des Kistenpasses ändert sich auch die Bergszenerie.
Was wir am Panixerpass am folgenden Tag erneut sehen werden, wird hier eindrücklich
aufgezeigt. Die teilweise schroffe Bergwelt des Glarnerlandes geht über in sanft
geneigte Hänge. Uns erscheint es, als ob man bei der Entstehung der Schweiz die
engen Täler des Glarnerlandes auseinander gezogen hat und so die Weiten des
Bünderlandes geformt hat.
Blick ins unglaublich schöne, unberührte Val Frisal
In Fuortga angekommen, müssen wir uns entscheiden, ob wir den direkten Weg nach
Andiast einschlagen wollen, oder ob wir in den Seitenast des Val Frisal hinabsteigen
sollen. Das Val Frisal ist jedoch von solch atemberaubender Schönheit, dass wir uns
dazu entschliessen den «Umweg» über Brigels auf uns zu nehmen. Die
Vegetation wird nun wieder üppig und die weiss schimmernde, wilde Flem, der Bergbach
aus dem Val Frisal laden zu einer Rast ein.
Die weiten, unberührten Täler Graubündens, wie das
Val Frisal faszinieren mich tief.
Sie versetzen mich in eine andere Welt - weg von der
«geordneten» Zivilisation, weg von Rechnungen für Versicherungen,
Krankenkasse, Vorsorge, Steuern, Haftpflicht ....
|
Blick nach Brigles - Abstieg in den Seitenarm des Val Frisal
|
Es ist die unbändige Schöpfungskraft der Natur, die hier in
ihrer ganzen Schönheit zum Tragen kommt. Die Weite und Stille der Täler erlaubt
ein Durchatmen, nicht nur der Lungen sondern auch der Seelen derjenigen die dies
erblicken dürfen. Im Talboden angekommen holt uns die Sommerhitze wieder ein und man
wünscht sich nichts so sehr wie ein Bad im frischen Bach. Gemütlich wandern wir
in Richtung Brigels und geniessen nochmals einen Blick zurück zum Val Frisal. In
Brigels gönnen wir uns unter einem Sonnenschirm ein gute Portion Gelati - Adesso
siamo in vacanze, basta.
Brigels mit Blick zum Val Frisal
Auf den Spuren Suworow's - über den Panixerpass nach Elm
Kartenausschnitt
Höhenprofil
Der «Umweg» über Brigels, anstatt direkt Andiast
anzusteuern hat sich gelohnt. Das Val Frisal wird in unserer Erinnerung bleiben. Die
Hitze raubt einem auch heute die Kraft und davon werden wir noch viel benötigen wenn
wir morgen wieder zurück ins Glarnerland wandern werden. Deshalb leisten wir uns den
Luxus, einen Taxitransfer von Brigels nach Andiast zu organisieren. Am Abend gibt's ein
feines Essen in unserer Unterkunft, das Zelt bleibt in dieser Nacht unbenutzt.
Früh aufgestanden, noch sind die Schatten lang über Pigniu
|
Um 05:00 ist Tagwache in Andiast, das Frühstück wurde
für extra vorbereitet und so können wir uns nur noch hinsetzen.
Dann wandern wir in der Morgenfrische durch das verschlafene
Bündner Dorf in Richtung Lag da Pigniu, auch ein Stausee.
|
Den Weg zum Stausee findet man problemlos, um dann jedoch vom Lag da Pigniu auf den
Wanderweg zum Panixerpass zu gelangen müsste man ein grosses Stück
zurückwandern - das wollen wir uns ersparen. Ich erforsche zuerst allein, ob es
möglich wäre direkt vom Stausee über den steilen, bewaldeten Hang hinauf
zum Wanderweg zu gelangen, es gelingt, wenn auch mühsam über Baumstämme
und rutschige Grasnarben. Ich deponiere oben meinen Rucksack, steige wieder ab und
überzeuge Marianne, dass es auch für sie möglich ist hier hochzukraxeln.
Schliesslich stehen wir auf dem «richtigen» Wanderweg und ich frage mich, was
nun schneller war - die Kraxlerei oder der Umweg über Pigniu.
Was nun aber folgt, ist wieder Sahne erster Güte für einen Wanderer.
Kühl, die Luft durchzogen vom Duft frisch geholzter Baumstämme und eine
angenehme Temperatur.
Ganz zu schweigen von der phantastischen Bündner Bergwelt und dem weiterhin
tiefblauen Himmel.
|
Piz Fluax, auf dem Bergweg in Richtung Panixerpass
|
Bald erkennen wir, dass wir heute nicht allein sein werden. Der Panixerpass war nicht
nur für den russischen Feldherr Suworow der logische Übergang vom Bündner-
ins Glarnerland, sondern auch für einige Biker. In Anbetracht der oft kaum
befahrbaren Strecke mögen sich wohl einige Biketragende an Suworow erinnert haben,
der wohl hier auch ein paar Flüche losgeworden ist. Nun, ganz so dramatisch wie
damals kann es heute nicht werden, ist doch das Wetter hochstabil, ein Gewitter, wie
dieses, welches Suworow 200 Mann gefordert hat ist heute nicht zu erwarten.
Blick ins Plaun da Cavals kurz vor dem Pass dil Veptga oder Panixerpass
Das die Bünder stolz sind auf die romanische Sprache, bzw. ihr
Romantsch, merkt man an den Wegweisern der Wanderwege. Alle, die der wohlklingenden
Sprache jedoch nicht mächtig sind, wird viel Phantasie abverlangt: Pass dil Veptga =
Panixerpass, klar oder?
Marianne holt frisches Wasser auf dem Panixerpass
|
Trotz sprachlichen Hürden schaffen wir die
Panixerpasshöhe problemlos.
Auf der Passhöhe befindet sich heute eine Schutzhütte
mit einer Gedenktafel an Suworow.
Die Panixerpasshütte selbst liegt etwas unterhalb des Passes
auf Glarnerboden.
|
Kaum haben wir die Passhöhe überschritten hat sie uns wieder,
die Schroffheit des Glarner Vorab Gebirges mit ihren tosenden Wasserfällen und
überhängenden Felswänden. Im wahrsten Sinn des Worts geht es nun über
Stock und Stein in Richtung Elm. Tonnenschwere Felsblöcke müssen
übersprungen werden, der Bergweg ist öfters nicht erkennbar unter Geröll
und Felsbrocken. Lange sollte man hier wohl nicht verweilen in Anbetracht dessen was der
Fels da oberhalb so alles abwirft.
Im obersten Teil des Panixerpasses - auf Glanerseite erkennt man
noch Überreste des Fahrweges, der Suworow benutzte.
Weiter unten verliert sich dann der Weg unter dem
Geröll.
|
Überreste des Fahrweges für das Heer von Suworow
|
Uns beeindruckend die Menge Wasser die zu dieser Jahreszeit in die
Tiefe donnert, und dabei einen feinen Gischt bildet, der von Windböen in die
Höhe getragen wird und einen Regenbogen bildet - ein eindrückliches
Naturschauspiel.
Tosende Wasserfällle im Abstieg nach Elm - Eindrückliches Naturschauspiel
unterhalb Vorab Gebirge
Am Sandbach, bei Vorder Läger gönnen wir uns eine Rast. Ab
und zu weht eine Windböe eine Gischtwolke des nahmen Wasserfalles zu uns - eine
willkommene Abkühlung. Wir befinden uns nun direkt unter dem Glarner Selbsanft
Gebirge über das man folgenden interessanten Artikel (Quelle: 3. August 2002, Neue
Zürcher Zeitung) findet:
Am Ende der Welt
«Es muss einen also wundern, wenn ausländische Gäste im Juni 1915 den
Weg ins Glarner Tal gefunden haben bis ganz nach hinten, über Elm hinaus. Am
Ortsende schiebt sich auf einmal der Selbsanft, ein schroffer, abweisender Klotz, vor die
Dreitausender mit den Schneekronen. Man glaubt, direkt auf ihn zuzufahren durch die
saftigen Wiesen, vorbei an den hölzernen Almhöfen. Niemand ahnt, wann das Tal
wirklich zu Ende sein wird ...»
Abstieg nach Elm entlang des Sandbachs
Sicher kennen Sie dies - Man stellt sich etwas vor, hat aber keine
genau Kenntnis davon, weil man sich nicht genügend damit befasst hat - und ist dann
komplett überrascht, dass die Wirklichkeit so stark von der eigenen Vorstellung
abweicht. Genau dies ist uns mit dem Ort Elm passiert. Wer einen mondänen Skiort
erwartet hat, der wird enttäuscht sein. Elm ist Synonym für Vreni Schneider,
Martinsloch, Elmer Citro und viel Ruhe. Wie wir feststellten, existieren aber ausser
diesen noch andere Attribute, allen voran die Landwirtschaft.
Elm- Emsiges bäuerliches Treiben an steilsten Hängen
|
Überall Bergbauernhöfe, und unzählige
bäuerliche Fuhrwerke um im steilsten Gelände Heu einzufahren.
Die Landwirtschaft ist, wie uns scheint, der vorherrschende
Berufszweig in Elm - jedenfalls haben wir noch nie auf so engem Raum so viele
bäuerliche Aktivitäten angetroffen.
|
In Elm bekunden wir etwas Mühe eine Unterkunft zu finden. Entweder
ist jedermann am Heuen oder dann ist die Pension geschlossen. Nach dem dritten Anlauf
finden wir dann doch noch eine schöne Bleibe, unser Notzelt bleibt auch hier
unbenutzt.
In Unter Stafel, einem bekannten Armee Übungsplatz für
Panzer, nehmen wir nochmals ein kühlendes Bad im Sernfbach.
Wir haben es wirklich gut, wenn ich die Bauern bei dieser Hitze
in den steilen Hänge bei ihrer schweren Arbeit beobachte.
|
Da lässt es sich aushalten - Kühles Bad im Sernfbach.
|
Den lauen Sommerabend geniessen wir in einem Restaurant mit
Gartenbewirtschaftung, dazu lesen wir folgenden Eintrag zum Martinsloch in der lokalen
Presse.
Ein Naturspektakel der besonderen Art
Das alpine Lichtschauspiel im 800-Seelen-Dorf Elm zuhinterst im Sernftal, wo der
Kanton Glarus an die bündnerische Surselva grenzt, zieht jedes Jahr im Frühling
und im Herbst einige Dutzend Schaulustige an. Der abgeschiedene, auf 1'000 m über
Meereshöhe gelegene Wintersport-Ort, hat trotz des grossen Bekanntheitsgrads seine
Ursprünglichkeit bewahrt.
Zwischen der kleinen, 1493 bis 1510 erbauten Kirche und einfachen Holzhäusern,
erwartet die Menschenmenge morgens den Moment, an dem die Sonne durch das 19m hohe
Felsenfenster links unterhalb der Tschingelhornspitze, hervorbricht und für etwa
zweieinhalb Minuten den Kirchturm und die Wiese neben dem Gotteshaus bescheint, bevor sie
nochmals für knapp eine Viertelstunde verschwindet und wenig später an der
Bergflanke aufgeht. Bei seinem Durchtritt durch das Loch bildet das Sonnenlicht bei
dunstigem Wetter, gleich einem Scheinwerfer, einen deutlich erkennbaren 4.7km langen
Lichtkegel, der einen etwa 50 m grossen, mehr oder weniger runden Lichtfleck auf das
Gelände um Elm wirft.
Über den Richetlipass zurück nach Linthal
Kartenausschnitt
Höhenprofil
Noch bei Dunkelheit stehen wir auf und stärken uns beim vorbereiteten
Frühstück. Wir sind noch etwas müde und so fällt es nicht leicht sich
bereits frühmorgens üppig zu verpflegen. Dies ist aber auch nicht notwendig,
haben wir uns doch gestern in einem Dorfladen wieder gut eingedeckt mit Proviant. Erneut
wunderbares Sommerwetter, wie wir uns das bereits angewöhnt haben.
Frühmorgens unterwegs nach Ober Erbs
Wir haben eine ruhige Nacht in Elm verbracht, es ist still an diesem
Ort. Fröstelnd starten wir zu unserer letzten Etappe an den Ausgangspunkt
zurück nach Linthal. Wir müssen ein Stück des Weges von gestern
zurückwandern, frühmorgens ist dies jedoch angenehm kühl, so dass dies
spielend geht. Es geht vorbei an den Mineralquellen, wo bereits emsig Citro
abgefüllt wird.
Licht und Schatten - unterwegs zum Erbser Stock
|
Wir treffen bereits auch auf die ersten Bauern, die die
kühlen Morgenstunden nutzen um die anstrengendsten Handarbeiten zu
verrichten.
Langsam treten die dunklen Bergflanken ins Sonnenlicht und wir
entledigen uns der wärmenden Jacken.
|
Ober Erbs ist auch im Winter ein Begriff - für Skitouren, wie das
Plakat bei der Skihütte zeigt, jedenfalls ist für das kulinarische Wohlergehen
der Tourenfahrer hier oben gesorgt - man liest:
«Unsere Mahlzeiten sind alle hausgemacht»
√ Bunter Hüttensalat
√ Rösti mit Ei, Elmer Alpkäse, Kotlett, Ziger, Älperrösti
√ Ziger-Pizokel mit Salsiz und Öpfelstüggli
√ Brettli Speck, Käse, Zvieri
√ Suppe mit / ohne Chlytalerwurst
√ Schüblig / Winerli mit Kartoffelsalat
√ Tagesangebote
√ Kuchen, Wähen
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen, da können wir mit
unserem Rucksackmenü natürlich nicht mithalten. Wäre es nicht noch
frühmorgens, so ein «Ziger-Pizokel»
wäre ein Versuch wert gewesen. Der Hausstock gehört
zum Hauptkamm der Glarner Alpen und ist deren höchster Gipfel im Bereich zwischen
Bifertenstock und Ringelspitz.
Nach Norden entsendet er die Bergkette, die das Glarner Grosstal vom Sernftal
trennt.
Benachbarte Gipfel sind im Südwesten der Ruchi, im Norden die
Mättlenstöcke, im Osten das Chalchhorn und im Südosten Piz
Fluaz.
|
Saftige Alpweiden, Hausstock im Hintergrund
|
Wir steigen von Ober Erbs zum Erbser Stock hinauf, dem ersten
Übergang des heutigen Tages. Der Weg windet sich steil empor und bald haben wir
1'180 Höhenmeter überwunden ohne uns gross anzustrengen. Um etwa 09:00
erreichen wir den Erbser Stock, welch ein Gefühl hier oben den Tag begrüssen zu
dürfen. Es wird nun Zeit für eine Rast und anstatt «Ziger-Pizokel» gibt es bei uns «nur» das Standard Wander
Znüni bestehend aus Tee, Käse und Trockenfleisch.
Marianne kurz vor Ober Erbs
Auf dem Wanderweg zwischen Elm und Linthal über den Richetlipass
ist man die meiste Zeit wieder allein, im Gegensatz zum Übergang über den
Panixerpass. Die Bedeutung, als Nord - Süd Traversierung, die der Panixerpass
früher bekannt gemacht hat, lebt also auch heute noch etwas weiter.
Übergang auf dem Erbser Stock mit letztem Blick zum Hausstock
|
Der Richetlipass wird also wohl viel seltener überschritten,
zu Unrecht den landschaftlich bildet die Hochebene von Wichlenmatt etwas vom
Schönsten was wir bis jetzt gesehen haben.
Man trifft auf eine artenreiche Flora und Fauna. Bei genauerem
Hinsehen stösst man auf Edelweisse, Männertreu und Arnika.
|
Auf dem Erbser Stock, öffnet sich die Hochebene von Wichlenmatt.
Man steigt ein paar Hundert Meter ab und erreicht dann diese Hochebene, im Hintergrund
erkennt man dann bereits den Richetlipass, unserem letzten Übergang bevor wir dann
wieder zu unseren Ausgangspunkt absteigen. Die Wichlenmatt ist kantonales Schutzgebiet
und wird auch vom Militär nicht benutzt. Im Gegensatz zu Wichlen, das ein grosser
militärischer Schiessplatz ist, direkt unterhalb von Wichlenmatt gelegen.
Im Hintergrund erkennt man das Kärpf Gebirge mit seiner
speziellen Gesteinsformation.
Gut erkennt man die waagrechte Linie. Unter der Linie viel loses
Gestein mit Geröll, über der Linie festerer Fels.
Man hat den Eindruck, als ob der eigentliche Kärpf weiter
hinten liegen würde, dazwischen ein Tal, dem ist aber nicht so.
|
Abstieg zur Wichlenmatt - in kantonales Schutzgebiet
|
Wir wandern weiter, vorbei an einem Soldat der hier wahrlich einen
Schoggi-Job erhalten hat: Schiesswache an diesem schönen Ort, da möchte man
auch wieder Soldat sein.
Wichlenmatt mit Bergsee, im Hintergrund bereits der Richetlipass
Am Talboden der Wichlenmatt wandern wir vorbei am Feuchtgebiet, einem mit Gras
bewachsenen Bergsee, dann geht es in Richtung Richetlipass, den wir nach einem ruppigen
Anstieg erreichen.
Ausblick vom Richetlipass
|
Auf dem Richetlipass geniessen wir nochmals die grandiose
Rundsicht. Im oberen rechten und unteren linken Foto erkennt man den steilen
Abstieg ins hintere Durchnachtal.
Im Foto rechts unten ein letzter Blick auf unseren Weg über
den Erbser Stock, im Hintergrund das Vorab Gebirge.
|
Der steile Abstieg ins Durchnachtal geht in die Knie, doch mittlerweile haben wir uns
an die steilen Glarner Auf- und Abstiege gewöhnt. Vom Durchnachtal folgen wir
teilweise der Alpstrasse, teilweise dem Bergweg der schliesslich entlang des Durnagelbach
nach Linthal führt. Ein letztes Mal nehmen wir ein kühles Bad unterhalb einer
Schwellenverbauung, bevor wir dann nach Linthal absteigen.
Der Schreiberling im Durchnachtal auf dem Weg nach Linthal
Statistik
Etappe |
Aufstieg [m] |
Strecke [km] |
Zeit [h] |
Linthal - Ober Baumgarten |
1380 |
7.0 |
5.0 |
Ober Baumgarten - Brigels |
1400 |
18.0 |
8.5 |
Andiast - Elm |
1600 |
22.0 |
8.5 |
Elm - Linthal |
1650 |
19.5 |
8.5 |
Total |
6030 |
66.5 |
30.5 |
Oberdiessbach, 10. April 2008, Martin Zahn
Photogallerie - Linthal-Andiast-Elm
(Achtung - Photos sind 1-2 MB
gross)
|