Eine schöne Abschluss Eistour bot sich für Adrian Bühler und mich am 5. März 2005, in einem nicht endend wollenden Winter. Normalerweise muss man in Kandersteg im Öschiwald «anstehen» bei solch guten Eisverhältnissen, doch heute findet man weit und breit kein Eiskletterbein mehr, als wir um 08:00 in den Klassiker «Arbonia» einsteigen. Für mich ist es dieses Jahr bereits die 3. Durchsteigung, für Adi ist in diesem Jahr die Eispremiere.
Wie immer geht es in der ersten Seillänge voll zur Sache am 90 Grad steilen Zapfen. Heute ist jedoch das Eis am Zapfen hervorragend und ich erklimme den Zapfen mit relativer Leichtigkeit. Es gibt viele guten «Hooks», so dass man nicht in Hardcore Manier den Pickel im steilen Eis einschlagen muss, man kann die Spitzen des Eisgeräts in guten Ritzen plazieren und sich dann Hochziehen. Durch meine vielen Eistouren bin ich psychisch erstarkt, ich fühle nicht mehr die geringste Angst.
Auch Adi erklimmt diese steile Säule in einer guten Zeit, auch wenn er dann etwas geschafft ist, so erholt er sich rasch wieder am mässig guten Stand. Auch das übliche «Fingernageln» stellt sich dann auch prompt bei ihm noch ein, etwas das wohl jeder Eiskletterer pro Saison ein paar Mal erdulden muss. Ich werde dieses Mal davon verschont.
Nach dem Umhängen des Materials geht es an die sehr lange zweite Seillänge, die mehr als 60m misst. Vollbepackt mit Eisschrauben und Express Schlingen steige ich ein. Es läuft mir gut und ich muss mich manchmal nach 5 bis 6m richtig dazu zwingen eine Schraube zu setzten. Ja, man wird halt mit etwas Übung frecher und frecher. Trotzdem muss man sich bewusst sein, dass ein Sturz äusserst fatal sein kann.
Da das Seil bis zum Stand nicht ganz reicht, steigt Adi unten bereits ein, während ich oben noch hochsteige. Da der Ausstieg zum Stand der 2. Seillänge aber nicht schwierig ist, können wir uns das erlauben. Adi steigt gut und ich kann fleissig Seil einholen, bald ist der knallig gelbe Helm in Sichtweite und ich sehe, dass es ihm nun besser geht. Trotz der gratis (Kalt) Dusche im oberen Teil der 2. SL schaut er glücklich nach oben, das freut mich.
Die 3. Seillänge ist leicht und nur der Ausstieg ist etwas anspruchsvoll. Da ich etwas gefroren habe am Stand, steige ich diese Länge auch wieder vor, etwas schade natürlich, da dies auch für Adi durchaus möglich gewesen wäre. Die letzte Seillänge ist immer Vergnügen pur, meistens ist aber das Eis in dem «Ausstiegsriss» sehr hart und spröde, dies ist auch heute so. Obwohl «nur» 75 Grad steil, stellt der Ausstieg immer wieder hohe Anforderungen an die Pickelführung, oft muss man zwei- bis dreimal schlagen bis die splittrigen Eisplatten weggesprengt sind und man den Pickel «auf Nummer Sicher» plazieren kann, so dass ein Hochziehen verantwortet werden kann. Im Ausstieg der Route kann ich dann endlich auch noch ein paar Photos von Adi machen, ansonsten hat er sich fleissig bemüht unsere Tour zu dokumentieren - Herzlichen Dank Adi, für die Geduld im Stand und die schönen Photos. Für mich ein wunderbarer Abschluss der Eissaison 2004/2005. Nach geschlagener «Schlacht» gibts natürlich KK (Kaffee und Kuchen) im Ermitage.
Oberdiessbach, 06.03.2005, Martin Zahn
Am Einstieg
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Anspruchsvolle
1. SL |
1. SL 90
Grad steil |
Start zur
2. SL |
Martin 2. SL
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Adi im
Ausstieg |
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